Der Fuß- und teilweise auch Radweg zwischen dem Friedrich-Wulfert-Platz und dem Von-Graevemeyer-Weg in Bemerode hat seit dem 6. Oktober 2011 einen Namen: Arthur-Gerlt-Weg. Am 20. Juni 2012 war nun die Enthüllung des Straßennamensschildes des Mannes, der 1903 geboren wurde und 1996 verstarb. Bezirksbürgermeister Bernd Rödel hob die maßgeblichen Gründe anlässlich einer kleinen Feierstunde hervor, die zu dieser Ehrung führten.

Zum einen gehörte Arthur Erich Richard Gerlt seit 1933 einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus (Komitee für Proletarische Einheit unter Leitung von Eduard Wald) an und wurde nach Verrat bereits 1935 wegen der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens verhaftet. Seine politische Überzeugung hat ihn zwei Jahre und zehn Monate Zuchthaus in Hameln und Münster (Westf.) nach 13-monatiger Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis in Hannover eingebracht. „Zur Erinnerung an die Vergangenheit gehören auch solche Menschen, die gegen die NS-Diktatur im Kleinen und eher Verborgenem gewirkt haben“, führte Rödel aus, „zumal sie körperlichen und seelischen Misshandlungen (Dunkelhaft und Isolation) ausgeliefert waren – mit den für sie persönlich tiefen und lebenslang nachwirkenden Spuren immer vor Augen.“

Bezirksbürgermeister Bernd Rödel und die Urenkelin des Namensgebers Katharina Langfeldt bei der Enthüllung des Straßennamenschildes (kl. Foto) - Die engere Familie unter dem enthüllten Straßennamensschild (gr. Foto)

Nach Ansprache von zwei SPD-Mitgliedern wurde Arthur Gerlt von der britischen Kommandantur am 1. Juli 1945 als Bürgermeister in Bemerode eingesetzt. Er löste den bis dahin amtierenden NSDAP-Bürgermeister ab und übernahm eine ziemlich schwierige Aufgabe. 750 Flüchtlinge mussten im 900- Einwohner-Dorf untergebracht und verpflegt werden. Die Bereitschaft war damals nicht bei allen Einwohnern dergestalt vorhanden, dass die Einquartierung in vorhandenen Wohnraum ohne Probleme verlief. Einige sollen mit allerlei Tricks versucht haben, sich gegen die Beschlagnahmung von Wohnraum zu währen, was zu erheblichen Spannungen führte. Und die Verpflegung der Flüchtlinge musste – nicht immer freiwillig – über die ortsansässigen Bauern organisiert werden. Aber auch im weiteren Verlauf waren viele Hürden zu überwinden beim Wiederaufbau der Gemeindeverwaltung, des Kindergartens und der Schule, um die Grundbedürfnisse nach einem geordneten Gemeinwesen zufrieden zu stellen. „Dieser Aufbruch in einen demokratischen Staat war nicht einfach“, betonte Rödel vor einem größeren Publikum. Neben Abgeordneten aus Rat und Stadtbezirksrat Kirchrode-Bemerode-Wülferode sowie Schülern aus der IGS Kronsberg waren die Nachfahren Arthur Gerlts gekommen, darunter seine Söhne Reimund und Artur und die Tochter Jutta Lüders, die Urenkelin Katharina Langfeldt mit ihrer Mutter Kirsten Gerlt-Langfeldt (Tochter des Reimund).

Katharina Langfeldt aus Kiel hatte den eigentlichen Anstoß mit ihrer 2007 mit einer Auszeichnung des Bundespräsidenten belegten Geschichtsaufarbeitung über das Leben ihres Urgroßvaters Arthur Gerlt gegeben: „Mein Urgroßvater war im antifaschistischen Widerstand – Wie ist er zu seinem politischen Engagement gekommen und welche Auswirkungen hatte das für seine Kinder?“. Ein Zeitungsbericht darüber hatte den damaligen Bezirksratsherrn der SPD Klaus Kaiser veranlasst, aktiv zu werden. Mit der Enthüllung des Straßennamensschildes ist es gelungen, eine weitere Person der Vor- und unmittelbaren Nachkriegszeit aus Bemerode in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu holen. Denn Friedrich (genannt Fritz) Wulfert, nach dem der Platz vor der Außenstelle der IGS Kronsberg benannt ist, war ebenso wie Arthur Gerlt bei den Eisenwerken Wülfel beschäftigt und im Widerstand und deshalb auch zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. (fjk)